Es war einmal...

Eine Motorradhose.

Natürlich kam während des Probenähens auch die Frage auf, ob die Barfoots wohl auch aus Leder nähbar wären.

Insgeheim hatte ich gehofft, diese Frage würde nicht kommen. Denn neben dem Punkt, dass ich wirklich keine Ahnung von der Verarbeitung von Leder hatte, wusste ich auch nicht, wo man Leder kauft.

Außerdem sträubt sich in mir alles, bei dem Gedanken, Leder zu kaufen - aus ethischen Gründen.

 

Dass Leder als Material für Schuhe aufgrund seiner Strapazierfähigkeit und den wetterfesten Eigenschaften natürlich viel Sinn macht, war mir natürlich auch klar. Klar war also auch... ich komme nicht drum herum.

 

Und plötzlich war sie da.

Diese alte Motorradhose. Und sie würde für genau ein paar Schuhe für meinen Mann reichen.

Der wäre nämlich auch nicht für Stoffschuhe zu haben gewesen. Hier war er gleich hellauf dabei!

 

Und ich auch, denn diese Hose hätte ganz sicher niemand mehr getragen und selbst wenn hier nur testweise Schuhe entstünden, dürfte sich mein Gemüt beruhigen*.

Ich machte mir also Gedanken. Und sammelte allerhand Tipps zur Verarbeitung von Leder und überlegte mir, wie ich das Ganze am besten zu einem Schuh zusammenkriege.

 

Bestens vorbereitet also, machte ich mich an die Arbeit. Wider Erwarten hatte ich absolut keine Probleme bei der Verarbeitung. Noch nichtmal besondere Nadeln habe ich verwendet und meine gute alte Pfaff zuckte auch nicht mit der Wimper.

Macht euch also keine Sorgen... die Lederversion wird nicht verstülpt genäht... ihr verarbeitet also nicht wirklich mehr oder dickere Lagen als bei der Stoffvariante.

 

Lief wie am Schnürchen, auch wenn ich aus Angst Fehler zu machen (man sieht jeden falschen Stich auf Leder dauerhaft) eine gefühlte Ewigkeit an dem gutem Stück nähte.

Es sollte gut werden!

Und es wurde gut.

Und das beste: dem Mann, meinem ehrlichsten und stärksten Kritiker, passte und gefiel der Schuh auf Anhieb!

 

Und sie sehen auch noch so gut aus. Gerade der "used look" der ehemaligen Kluft, kommt als Schuh wirklich gut zur Geltung. Kein lästiges Einlaufen, von Anfang an weich und flexibel.

Und mein Mann, der sonst nie Barfußschuhe trägt, weil er ja "was Robustes" braucht, kommt endlich in den Genuss solcher Schuhe.

 

 

Ehrlich gesagt... ich quälte ihn voher noch 2 Wochen mit dem Warten auf den zweiten Schuh. Es kann beim Schreiben der Anleitung nämlich immer sein, dass ein Nähschritt nicht gut dokumentiert wurde oder dass ich es doch lieber hätte anders machen sollen.

Die Anleitung ging also erstmal ins Team und wurde getestet.


Grünes Licht? Weiter gehts!

 

Übrigens ist dieser Schuh komplett gefüttert. Und zwar mit Dry Oilskin.

Die Verarbeitung  der Barfoots aus Leder ist natürlich auch ungefüttert mit Beleg möglich (zeig ich euch auch noch), sowie mit oder ohne Außennaht.

 

Außerdem enthält das Ebook natürlich auch meine gesammelte Liste an Verarbeitungstipps für Leder.

 

Dann waren sie endlich beide fertig. Und sehen getragen einfach toll aus.

Falls ihr mal was nähen wollt, wo euch garantiert keine glaubt, dass es selbstgenäht ist: Barfoots aus Leder sind die erste Wahl.

 

Hinten haben die Schuhe eine rote Ziernaht. Ursprünglich wollte ich die Naht komplett verblenden, aber der Mann wollte es gern so.

Das ließ ich mir nicht 2x sagen!

Für freche Details bin ich ja immer zu haben ;)

Genug geredet... ich lasse Bilder sprechen.

 

Ein weiteres Paar Lederschuhe... und zwar in Größe winzig ist bereits entstanden.

Geplant sind weitere 3 Paare aus Leder - weils einfach so gut aussieht. Bereit liegen bereits eine alte Lederjacke, die mir ein Freund unauffällig zuschob, nachdem er die Schuhe meines Mann sah, und einige Reste, die ich mir zusammengesammelt habe.

Schöne Lederreste, z.B. aus der Möbelindustrie, kann man auch im Internet finden. Allerdings sollte man sich vorher über eventuelle Schadstoffe schlau machen.

 

Wer sich nicht mit der Verarbeitung von Leder anfreunden kann, kann stattdessen natürlich auch einfach Kunstleder verwenden.

Dabei sollte aber auf wirklich gute Qualität geachtet werden - leider ist Kunstleder einfach viel empfindlicher als Leder. Es wurden auch weitere Alternativen getestet, z.B. Pinatex und Korkstoffe, was auch sehr gut funktioniert hat.

Möchtest du dir nochmal einen Eindruck von den Probenähergebnissen machen, kannst du das hier tun.

 

*Falls es jemanden interessiert: Ich bin ich weder Veganer noch Vegetarier. War ich mal, aber ich schaffe es aus verschiedenen Gründen nicht, mich komplett tierfrei zu ernähren. Ich denke mir ganz oder gar nicht - und vor allem auch das Kind soll bitte auch keine Mangelerscheinungen haben und das selbst entscheiden. Ich bin also bewusst und sehr minimal Konsument von tierischen Produkten (gibt alle 2-3 Wochen mal Fisch oder Wurst). Kaufe alles vom Tier ausschließlich aus biologischer Haltung. Wo es vermeidbar ist, dass Tiere Leid erfahren (z.B. Süßigkeiten, Kosmetik), wird vegan gekauft.